Reizdarm

richtige Diagnosestellung und sinnvolle Behandlung


 

Das Reizdarmsyndrom zählt zu den funktionellen Magen-Darmerkrankungen, die charakterisiert sind durch oft typische Symptomenkonstellationen bei fehlendem Nachweis von biochemischen und strukturellen Veränderungen in den bisher zur Verfügung stehenden Untersuchungsverfahren.

 

Die Entstehung ist multifaktoriell. Es spielen genetische Faktoren, Umwelteinflüsse wie Stress, das Mikrobiom (Darmbakterien), Änderungen der Schmerzverarbeitung sowie Störungen der bidirektionalen Achse zwischen Darm und Gehirn eine wichtige Rolle. Dabei kommt es zu störenden Einflüssen auf das Nervengeflecht im Magen-Darm Trakt mit über 100 Millionen Nervenzellen (Plexus myentericus und Plexus submucosus), das die Verdauung steuert. Stress hat hier einen direkten Einfluss über den CRF Signalweg und führt zur Stimulation der propulsiven Darmbewegung, Zunahme der Stuhlgänge sowie verstärktem Schmerzempfinden.

 

Auch die Mikroorganismen im Darm spielen eine Rolle. Bei Reizdarmpatienten kommt es zu Veränderungen der Darmflora und im Speziellen zu einer Abnahme der Bakterienvielfalt. Diese haben auch einen direkten Einfluss auf den Darm. Sie können die Schmerzempfindlichkeit und das Immunsystem beeinflussen.

 

 

Wie äußer sich Beschwerden bei Reizdarmsyndrom?

 

Typische Beschwerden sind

  1. Abdominale Schmerzen oft in Beziehung zur Stuhlentleerung
  2. Veränderung der Stuhlentleerungen hinsichtlich Frequenz, Konsistenz, Passage
  3. Häufig assoziiert ist ein Gefühl der Blähungsneigung

 

Wie wird die richtige Diagnose gestellet?

 

Die Verdachtsdiagnose bzw. Diagnose erfolgt durch Ihren Arzt bzw. durch die von ihm angeordneten Untersuchungen und deren Ergebnisse. Die Diagnose sollte so früh wie möglich mit gezielter Diagnostiken gestellt werden um in Zukunft unnötige Untersuchungen zu vermeiden.

 

Als Basisdiagnostik wird aktuell empfohlen: Labordiagnostik mit Blutbild, Blutsenkung und Entzündungsparametern wie CRP Bestimmung sowie Urinstatus.

 

Zudem sollte eine Magenspiegelung mit tiefer Duodenalbiopsie (oberer Dünndarm) zum Ausschluss einer möglichen Zöliakie/ Morbus Whipple durchgeführt werden. Eine vollständige Darmspiegelung ist notwendig um organische Ursachen der Beschwerden wie eine Colitis (z.B. M. Crohn, Colitis ulcerosa oder mikroskopische Colitis) oder eine bösartige Erkrankung auszuschließen.

 

Der Stuhltest auf okkultes Blut ersetzt eine adäquate endoskopische Abklärung nicht.

 

 

Was gibt es für Behandlungsmöglichkeiten?

 

Anhand der Untersuchungsergebnisse sollte das Behandlungskonzept erfolgen, welches sich im Wesentlichen auf drei Säulen stellt

 

  • Allgemeinmaßnahmen wie ärztliche Führung, Ernährung etc.
  • Medikamentöse Therapie
  • Psychotherapie bzw. psychosomatische Grundversorgung

 

Vor Beginn der Basistherapie sollte grundsätzlich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (Laktose, Fruktose) ausgeschlossen werden. Eine ballaststoffreiche Ernährung und ggf. FODMAP Eliminationsdiät (Fruktose, Laktose, Fruktane) bei Durchfällen und Blähungen wird empfohlen. In einzelnen Fällen kann ein Auslassversuch von glutenhaltigen Lebensmitteln erwogen werden.

 

Im Weiteren richtete sich die Therapie des Reizdarms nach der vorwiegenden Symptomatik.

 

Therapie bei Reizdarm mit vorwiegend Verstopfung

Die Basistherapie sollte ballaststoffreiche Nahrung, reichlich Flüssigkeit und körperlicher Aktivität sein. Zusätzlich können Flohsamenschalen (z.B. Mucofalk) eingenommen werden. Sollte sich keine Besserung ergeben empfehlen wir Macrogol (z.B. Movicol Btl). Medikamente wie Resolor® (Prucaloprid), Constella® (Linaclotid) oder Lubiroston (Amitiza® -in Deutschland nicht zugelassen) die die Darmaktivität beeinflussen sollten individuell besprochen werden.

 

Therapie bei Reizdarm mit vorwiegend Durchfall.

Als Basistherapie ist Loperamid (Loperamid akut®) geeignet. Medikamente wie Cholestyramin (Cholestyramin ratiopharm®) oder den Opioid-Rezeptor-Modulator (Eluxadolin® – in Deutschland nicht zugelassen) sind im Einzelfall zu empfehlen.

 

Therapie bei Reizdarm mit vorwiegend Bauchkrämpfen/ Schmerzen

Hier sind meist Spasmolytica (Buscopan®, Mebeverin dura®, Duspatal®, Pfefferminzöl), Phytotherapie (Iberogast®), Probiotika (Mutaflor®) zielführend; in Einzelfällen auch Constella® (Linaclotid),

 

Therapie bei Reizdarm mit vorwiegenden Blähungen

Gute Erfahrungen haben wir Probiotika (Mutaflor®) oder Phytotherapie (Iberogast®) gemacht. Antibiotika wie Rifaximin für Reizdarmpatienten ohne Obstipation können in Einzelfällen ebenfalls eine Beschwerdebesserung bewirken (Zulassung bisher nur für Reisediarrhoe).

 

Gerne besprechen wie die für Sie am besten geeignete Therapien mit Ihnen.