Allgemeines zur Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse (das Pankreas) liegt hinter dem Magen im Oberbauch und zieht quer von der Milz zum Zwölffingerdarm. Die Bauchspeicheldrüse lässt sich in drei Abschnitte unterteilen, die als Bauchspeicheldrüsenkopf, -körper und -schwanz bezeichnet werden.
Das Pankreas hat zwei sehr wichtige Funktionen im menschlichen Körper: zum einen ist dies, die Verdauung der Speise zu bewerkstelligen, indem Verdauungsenzyme aus den Verdauungssaft-produzierenden Zellen über ein Gangsystem in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Zum anderen ist dies die Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch spezialisierte Hormon-produzierende Zellen innerhalb des Pankreas, die in den Blutkreislauf abgesondert werden.
Im Folgenden soll auf die wichtigsten Krankheitsbilder des Pankreas eingegangen werden:
Akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis) äußert sich durch rasch einsetzende, starke gürtelförmige Oberbauchschmerzen. Die ausgeprägte Entzündungsreaktion beruht auf einer Freisetzung und Aktivierung von Verdauungsenzymen innerhalb der Bauchspeicheldrüse, was zu einer Art Selbstverdau führt. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer akuten Pankreatitis führen: am häufigsten wird dies durch eine Verstopfung des Bauchspeicheldrüsengangs durch Gallensteine oder durch eine akute Schädigung in Folge von exzessiven Mengen Alkohols ausgelöst. Daneben gibt es seltenere Auslöser wie etwa Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Fettstoffwechselstörungen oder akute Infektionen. In manchen Fällen lässt sich der Auslöser auch nicht sicher feststellen.
Die akute Pankreatitis muss meist zu Beginn auf Grund der Schwere der Beschwerden in einem Krankenhaus behandelt werden. Tritt eine akute Pankreatitis auf, so ist es sehr wichtig, die zu Grunde liegende Ursache herauszufinden, um ein erneutes Auftreten zu verhindern.
Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis) kommt es ausgelöst durch eine kontinuierliche Schädigung zu einem langsamen Untergang der Zellen, die für die Verdauungssaft- und Hormonproduktion zuständig sind, und einem Ersatz dieser Zellen durch Bindegewebe. Ursache der chronischen Pankreatitis ist meist ein höherer Alkoholkonsum über einen langen Zeitraum. Daneben gibt es seltenere Ursachen wie Gendefekte oder anlagebedingte Störungen des Organs. Die chronische Pankreatitis kann sich wie die akute Pankreatitis auch durch starke gürtelförmige Oberbauchschmerzen äußern. Daneben führt der Verlust der Produktion der Verdauungssäfte zu einer Störung der Verdauung v.a. fetthaltiger Speisen, was sich durch Durchfälle (sogenannte Fettstühle), Gewichtsverlust und – auf Grund der gestörten Verdauung – Mangel an z.B. wichtigen Vitaminen bemerkbar machen kann. Daneben kann der fortschreitende Verlust von blutzuckerregulierenden Hormonen zu einem Diabetes mellitus führen. Die Behandlung der chronischen Pankreatitis beruht zum einen auf der Verhinderung einer weiteren Schädigung (Alkohol- und Nikotinverzicht) und einer adäquaten Schmerztherapie. Daneben müssen die Verdauungsenzyme ersetzt werden, um eine Mangelernährung, Gewichtsverlust und Durchfälle zu verhindern. Gegebenenfalls ist es zudem notwendig, den Blutzucker durch Gabe von Insulin zu regulieren.
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) ist eine bösartige Tumorerkrankung und tritt in Deutschland mit einer Häufigkeit von etwa 10 Neuerkankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr auf. Bauchspeicheldrüsenkrebs macht sich häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkbar und wird dann durch Oberbauchschmerzen oder auch Rückenschmerzen, Gewichtsverlust oder Gelbsucht (Ikterus, bedingt durch einen Verschluss des Gallengangs durch einen Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse) auffällig. Es gibt einige Risikofaktoren, die die Entstehung eines Pankreaskarzinoms begünstigen können. Hierzu gehört u.a. Nikotin- und übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht sowie Diabetes. Tritt ein Pankreaskarzinom bei zwei oder mehr erstgradigen Verwandten auf, spricht man von einem familiären Pankreaskarzinom. Ursache sind hier bestimmte genetische Prädispositionen.
Die Behandlung eines Pankreaskarzinoms hängt ganz entscheidend davon ab, wie weit fortgeschritten der Tumor bei Diagnosestellung ist. Handelt es sich um einen Tumor, der auf die Bauchspeicheldrüse begrenzt ist, so sollte, wenn möglich, dieser operativ entfernt werden (z.B. durch eine sogenannte Whipple-Operation oder komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse). Im Anschluss erfolgt eine Chemotherapie über einen begrenzten Zeitraum (6 Monate). Gegebenenfalls wird die Chemotherapie auch vor der Operation durchgeführt. Hat der Tumor bei Diagnosestellung bereits Fernabsiedlungen an anderen Organen gemacht (Metastasen), so bleibt als Behandlungsmöglichkeit die Chemotherapie. Leider ist trotz Fortschritten in der Behandlung die Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nach wie vor schlecht.
Bauchspeicheldrüsenkrebs vorbeugen – Zysten in der Bauchspeicheldrüse (IPMN)
Leider gibt es keine diagnostischen Möglichkeiten, um die Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs-Vorstufen so früh zu erkennen, dass die Entstehung eines Karzinoms verhindert wird. Es gibt jedoch eine Ausnahme: es ist bekannt, dass ein kleiner Anteil (<10%) der Pankreaskarzinome durch Zysten in der Bauchspeicheldrüse, sogenannte IPMN, entsteht. Diese Zysten werden meist zufällig entdeckt, z.B. bei einem Routineultraschall beim Hausarzt oder bei einer Schnittbildgebung, welche auf Grund anderer Beschwerden veranlasst wurde. Werden Zysten in der Bauchspeicheldrüse festgestellt, ist es wichtig zu klären, ob es sich um IPMN handelt. Anschließend ist es notwendig herauszufinden, wie wahrscheinlich es ist, dass die festgestellte IPMN zu einem Pankreaskarzinom führt. An dieser Stelle ist zu sagen, dass die allermeisten IPMN nie zu einem Pankreaskarzinom führen werden und deshalb eine Übertherapie (große Bauchspeicheldrüsenoperation bei ungefährlicher Zyste) zu vermeiden ist. Es ist daher sehr wichtig bestimmte Kriterien anzuwenden (u.a. Lage der Zyste im Gangsystem, Größe, Veränderungen innerhalb der Zyste, Symptome), um eine bestmögliche individuelle Entscheidung (weitere Kontrolle der Zyste versus operative Entfernung bei gegebenem Tumorrisiko) treffen zu können. Dies sollte durch einen erfahrenen Arzt in der Behandlung von diesem Krankheitsbild erfolgen.