Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Spezialpraxis für Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa


Chronisch entzündliche Darmerkrankungen stellen einen wesentlichen Schwerpunkt unserer Praxis dar. Diese Erkrankungen haben in den industrialisierten Ländern in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit stark zugenommen. Es handelt sich um eine Entzündung meist des Dickdarms und/oder Dünndarms, die chronisch verläuft oder in akuten Schüben immer wieder auftritt. Es werden zwei Formen der Erkrankung, die Colitis ulcerosa und den Morbus Crohn unterschieden.

Die Ursache ist auch heute noch unklar, es handelt sich etwas vereinfacht um eine überschießende Reaktion der im Darm lokalisierten Zellen des Immunsystems, die zu einer Entzündung und Geschwürbildung im Bereich der Darmschleimhaut führen. Ursächlich ist eine Kombination mehrerer Faktoren wie genetische Einflüsse (>160 bekannte Gene), Umweltfaktoren, Darmbakterien sowie eine mukosale Barrierestörung.

Die Colitis ulcerosa betrifft ausschließlich den Dickdarm, der Morbus Chron meist den Dickdarm und den unteren Teil des Dünndarmes (terminales Ileum), in seltenen Fällen auch andere Teile des Magen-Darm-Traktes. Eine Mitentzündung von anderen Organen wie der Gallenwege (PSC), der Gelenke, der Augen oder der Haut kann in seltenen Fällen auftreten.

Typische Symptome sind Durchfälle mit mehr als drei Stuhlentleerungen täglich, Blutungen, Bauchschmerzen, in einigen Fällen auch Gewichtsabnahme oder Fieber.

Wie kann eine Chronisch Entzündliche Darerkrankung diagnostiziert werden?

Die Diagnose wird in erster Linie durch die Endoskopie (Darmspiegelung) mit mehrfacher Biopsie gestellt. Zusätzlich sind die Sonographie, Blutuntersuchungen und eine Stuhldiagnostik hilfreich.

Wie sieht eine moderne Therapie aus?

Ziel der Behandlung ist eine suffiziente Schubbehandlung sowie eine langfristige Remission. Weiterhin sollte heutzutage auch eine vollständige Abheilung der entzündlichen Veränderungen im Darm angestrebt werden (Mucosal healing) um langfristige Komplikationen zu Vermeiden. Dies kann bei der Mehrzahl der Patienten erreicht werden.

Zur Behandlung des akuten Schubes stehen in erster Linie lokal entzündungshemmende Medikamente wie z.B. Mesalazin oder auch verschiedene lokale oder systemische cortisonhaltige Medikamente zur Verfügung.

 

Neuere Medikamente in der Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehören zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), bei denen die Behandlung eine komplexe Herausforderung darstellt. Die therapeutischen Optionen haben sich in den letzten Jahren erheblich erweitert, wobei vor allem neue Biologika und zielgerichtete Therapien eine zentrale Rolle spielen.

1. Biologika

Biologika sind eine Schlüsselinnovation in der Behandlung von CED. Diese Medikamente richten sich gegen spezifische Entzündungsmechanismen und haben das Behandlungsspektrum erheblich erweitert.

  • TNF-alpha-Inhibitoren: Diese Gruppe von Medikamenten, zu denen Adalimumab, Infliximab und Certolizumab gehören, blockiert den Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), der eine zentrale Rolle in der Entzündung von CED spielt. Neuere Studien haben die Wirksamkeit dieser Medikamente sowohl in der akuten Phase als auch in der Langzeittherapie belegt (Feuerstein et al., 2017).
  • Integrin-Inhibitoren: Vedolizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch die α4β7-Integrin-Rezeptoren blockiert und somit die Migration von Entzündungszellen in den Darm hindert. Dieses Medikament hat sich als effektiv bei Patienten gezeigt, die nicht auf TNF-α-Inhibitoren ansprechen (Sandborn et al., 2013).
  • IL-12/IL-23-Inhibitoren: Ustekinumab, ein monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-12 und Interleukin-23, hat sich in klinischen Studien als wirksam bei der Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erwiesen, insbesondere bei Patienten, die zuvor auf andere Therapien nicht ausreichend angesprochen haben (Sandborn et al., 2018).

2. JAK-Inhibitoren

Januskinase-Inhibitoren (JAK-Inhibitoren) wie Tofacitinib und Upadacitinib haben sich als wirksam in der Therapie der CED erwiesen. Diese Medikamente blockieren die JAK-Signalwege, die für die Aktivierung von Zytokinen verantwortlich sind, die die Entzündung fördern. Tofacitinib wurde 2018 von der FDA für die Behandlung von Colitis ulcerosa zugelassen und zeigte in klinischen Studien eine signifikante Verbesserung der Symptome (Sandborn et al., 2020).

3. Neue orale Medikamente

Neben den Biologika haben auch neue orale Medikamente wie Januskinase-Inhibitoren (Tofacitinib) und S1P-Rezeptor-Modulatoren (Ozanimod) das Behandlungsspektrum erweitert. Diese Medikamente bieten den Vorteil einer einfachen Einnahme und können als Alternative zu Biologika in ausgewählten Patienten eingesetzt werden.

  • Ozanimod ist ein selektiver Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulator, der die Migration von T-Zellen in entzündetes Gewebe hemmt. Es wurde 2020 für die Behandlung der Colitis ulcerosa zugelassen und hat in Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt (Feuerstein et al., 2020).

4. Zukunftsperspektiven

Die Forschung im Bereich der CED-Therapie konzentriert sich auf die Entwicklung von Medikamenten, die noch gezielter in die entzündlichen Prozesse eingreifen. Dazu gehören unter anderem weitere spezifische JAK-Inhibitoren und neue biologischen Substanzen, die entzündungsfördernde Zytokine oder deren Rezeptoren blockieren. Zudem wird an der Entwicklung von personalisierten Therapieansätzen gearbeitet, die eine noch genauere Anpassung der Behandlung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten ermöglichen.

Literaturzitate:

  1. Feuerstein JD, et al. (2017). „The epidemiology of inflammatory bowel disease.“ Gastroenterology Clinics of North America.
  2. Sandborn WJ, et al. (2013). „Vedolizumab as induction and maintenance therapy for ulcerative colitis.“ The New England Journal of Medicine.
  3. Sandborn WJ, et al. (2018). „Ustekinumab induction and maintenance therapy in refractory Crohn’s disease.“ The New England Journal of Medicine.
  4. Sandborn WJ, et al. (2020). „Tofacitinib in patients with moderate to severe ulcerative colitis.“ The New England Journal of Medicine.

 

Bei einigen Patienten müssen auch psychische Begleitsymptome der Erkrankung mit behandelt werden, die im Rahmen unseres ganzheitlichen Behandlungskonzeptes ebenfalls Beachtung finden.

 

Behandlungskonzept der Gastroenterologie am Isartor

Entscheidend erscheint uns der Aufbau einer vertrauensvollen langjährigen Beziehung zwischen Patient und behandelndem Arzt. Die Behandlung sollte unbedingt durch einen Facharzt für Gastroenterologie erfolgen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen stellen einen wichtigen und langjährigen Schwerpunkt unseres Behandlungsspektrums dar. Wir orientieren uns hier immer an neusten Fachpublikationen sowie den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), der American Gastroenterological Association (AGA) sowie der European Crohn´s and Colitis Organisation (ECCO). Anhand dieser Erkenntnisse erarbeiten wir mit jedem unserer Patienten ein individuelles Behandlungskonzept um die Erkrankung erfolgreich und langfristig zu behandeln. Dies sichert eine hohe Lebensqualität für unsere Patienten.

Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen zum Thema chronische Darmentzündung jederzeit zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!