Gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD)

leitliniengerechte Diagnose und Therapie


 

Die gastroösophageale Reflux Erkrankung (GERD) ist eine sehr häufige Erkrankung der Speiseröhre. Sie entsteht durch den Rückfluss (Reflux) von Mageninhalt. Dadurch können störende Symptome und/oder Komplikationen verursacht werden (entsprechend der Montreal Klassifikation). Typische Beschwerden sind Sodbrennen und saures Aufstoßen. Als atypische Beschwerden werden Symptome wie Reizhusten, gehäuftes Räuspern, Heiserkeit und Asthmaanfälle angesehen.

 

 

Was versteht man unter einer Refluxerkrankung?

 

Unter dem Begriff Refluxkrankheit werden folgende Krankheitsbilder zusammengefasst.

 

Erosive Refluxösophagitis (ERD)

Hierbei werden endoskopisch sichtbare Refluxläsionen nachgewiesen. Diese treten bei etwa 50% der Patienten mit Refluxbeschwerden auf. Risikofaktoren sind Hernien (Zwerchfellbruch), Alkohol, Nikotin, Übergewicht und männliches Geschlecht.

 

Nicht erosive Refluxösophagitis (NERD)

Bei der nicht erosiven Refluxerkrankung sind endoskopisch keine Refluxläsionen nachweisbar. Risikofaktoren sind Hernien (Zwerchfellbruch), weibliches Geschlecht und jüngeres Lebensalter.

 

Hypersensitiver Ösophagus

In der pH Metrie zeigt sich eine normale Anzahl von Refluxepisoden. Dennoch sind mit den regulär auftretenden Refluxepisoden Beschwerden verbunden. Verantwortlich hierfür kann eine  gesteigerte viszerale Schmerzwahrnehmung sein. Zumeist ist eine Protonenhemmer-Therapie erfolgversprechend.

 

Extraösophageale Manifestationen

Diese treten meist in Kombination mit typischen Refluxbeschwerden wie Sodbrennen und saurem Aufstoßen auf. Die Patienten berichten von verschiedenen Symptomen wie Laryngitis (Kehlkopfentzündung), chronischem Husten, Heiserkeit, Zahnläsionen, Asthmaanfällen…). Häufig wird die Verdachtsdiagnose durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt gestellt.

 

Komplikationen der GERD

Durch jahrelange Säureexposition in der Speiseröhre kann sich die Schleimhaut verändern. Es können Engstellen (Stenose) entstehen, die zu Schluckstörungen mit Steckenbleiben der Nahrung führen können. Weitere Komplikationen sind der sogenannte Schatzki-Ring, eine Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre) oder ein Barrett-Ösophagus.

 

Funktionelle Refluxbeschwerden

Liegen trotz Refluxbeschwerden keine auffälligen organischen Befunde vor, spricht man von funktionellen Refluxbeschwerden. Therapien mit Protonenpumpenhemmer sind häufig wenig erfolgversprechend. Säurebindende Medikamente können zu einer Beschwerdebesserung führen. Hier bedarf es einem individuellen Therapiekonzept.

 

Barrett-Ösophagus

Informationen zum Barrettösophagus haben wir separat für Sie zusammengefasst.

 

 

Wie kann eine Refluxerkrankung diagnostiziert werden?

 

An erste Stelle in der Diagnostik der Refluxerkrankung steht die Magenspiegelung (ÖGD) mit Beurteilung der gesamten Speiseröhre durch einen Facharzt für Gastroenterologie. Die Magenspiegelung sollte unverzüglich durchgeführt werden wenn begleitende Alarmsymptome für bösartige Erkrankungen wie Gewichtsverlust, Schluckstörungen oder Blutungen auftreten. Bei mehrjährig bestehenden Refluxbeschwerden sollte eine Magenspiegelung zur Diagnose eines Barrettösophagus erfolgen. Die Veränderungen können während der Endoskopie exakt dokumentiert und Biopsien (Gewebeproben) entnommen werden. Die Biopsieentnahme sollte nur bei endoskopisch sichtbarem Barrettösophagus erfolgen;  möglichst während einer säurehemmenden Therapie zur optimalen Beurteilung. Bei einer Refluxerkrankung ohne Barrettschleimhaut sollte keine Biopsieentnahme erfolgen, da diese keine verwertbaren Ergebnisse liefert [Quelle: Leitline DGVS].

 

 

Wie erfolgt die optimale Therapie?

 

Therapieziel bei der gastroösophagealen Refluxerkrankung ist eine suffiziente Kontrolle der Beschwerden sowohl in der Akutphase als auch in der Langzeittherapie. Zudem sollten Refluxläsionen in der Speiseröhre vollständig abheilen um Komplikationen zu verhindern.

 

Individuelle Maßnahmen wie Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Gewichtsreduktion können bereits zu einer deutlichen Beschwerdebesserung führen. Hochstellen des Kopfendes des Bettes oder Verzicht auf späte Mahlzeiten können dem einzelnen Patienten eine Erleichterung verschaffen. Verschiedene Medikamente wie z.B. Schlafmittel oder bestimmte Blutdrucksenker verstärken die Symptomatik und sollten in diesen Fällen möglichst nicht eingenommen oder umgestellt werden.

 

Die effektivste medikamentöse Therapie stellen die Protonenpumpenhemmer (PPI) (z.B. Omeprazol, Pantoprazol) dar. Diese Therapie sollte für 4-8 Wochen eingenommen werden. Danach empfiehlt sich ein „Ausschleichen“ der Medikation (halbe Dosierung) über weitere 2 Wochen um eine überschießende Säureproduktion (Säurerebound) zu verhindern. Bei vielen Patienten bedarf es jedoch in den weiteren Monaten erneut einer bedarfsorientierten/ intermittierenden Therapie. In einigen Fällen ist auch eine Langzeittherapie notwendig. Hier sollte die minimal noch wirksame Dosis eingenommen werden.

 

Andere Medikamente (Anatazida, H2-Rezeptrantagonisten) können im Einzelfall eingesetzt werden, sind aber deutlich weniger effektiv als Protonenpumpenhemmer.

 

Das Risiko einer längerfristigen Protonenpumpenhemmertherapie kann als gering angesehen werden. Es besteht ein leicht erhöhtes Risiko für bakterielle Infektionen der Atemwege und des Verdauungstraktes, eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms, Wirbelkörper- und Schenkelhalsfrakturen, Resorptionsstörungen (Vitamin B12), eine Hypomagnesiämie, Interaktionen mit anderen Medikamenten und eine beschleunigte Atrophieentwicklung einer unbehandelten Helicobacter pylori assoziierten Gastritis [Quelle: Leitline DGVS].

Letztendlich bedarf es einer individuellen Risiko-Nutzen Abwägung, die in einem persönlichen Gespräch getroffen werden sollte.

 

Bei fehlendem Ansprechen auf Protonenpumpenhemmer kann eine kombinierte 24 Stunden pH-Metrie mit Impedanzmessung durchgeführt werden. Der duodenogastroösophageale Reflux (Gallensäuren) sollte nicht gemessen werden. Bei fehlendem Ansprechen auf Protonenpumpenhemmer ist es durchaus auch möglich, dass die Beschwerden eine andere Ursache haben. Eine Vorstellung bei anderen Fachärzten (z.B. bei HNO oder Pulmonologie) wird empfohlen. 

 

 

Gibt es Therapiealternativen?

 

Eine Operation sollte individuell besprochen werden und nur bei Therapieansprechen auf Protonenpumpenhemmern oder nachgewiesenem Reflux in der Endoskopie oder pH -Metrie durchgeführt werden, da die Erfolgsraten sonst deutlich geringer sind.

 

Von endoskopischen Therapieverfahren muss aktuell aufgrund der bisher nicht überzeugenden Studienlage und fehlenden Langzeitergebnissen abgeraten werden.

 

Gerne beraten wir Sie sehr hierzu in einem persönlichen Gespräch.